|

2. Juni 2019 / Kommentare (0)

Nachhaltige Fahrradbekleidung – Spagat zwischen Öko und Funktion

Home » Erfahrungsberichte » Outdoor und Sport » Nachhaltige Fahrradbekleidung – Spagat zwischen Öko und Funktion

Umweltfreundliche Outdoor- und Rad Bekleidung ist im Trend. So haben inzwischen viele Hersteller auf PFC umgestellt. Als Beispiel möchten wir Löffler, Gonso oder Maier Sports nennen.

Draußen sein. Das ist es, was alle Biker verbindet. Sport und Spaß in der Natur erleben. Und die wollen wir uns natürlich erhalten – als Rückzugsort, als Spielplatz oder als Sportstätte. Nur unser Verhalten spiegelt das leider nicht immer wider. Zwar weiß man als braver Biker, dass man seinen Müll gefälligst wieder mit nach Hause nimmt und ihn dort (fachgerecht) entsorgt, und dass eine gemeinsame Anfahrt per Bahn besser ist, als einsam mit dem Auto anzureisen.

Doch was viele nicht wissen: Auch Bekleidung kann mehr oder weniger umweltfreundlich sein. Und bitte: Das hat nichts mit braunen jutesackartigen Materialien zu tun.

Die Textilindustrie ist mittlerweile soweit, dass sie in Optik und Funktion hervorragende Teile produzieren kann, die gleichzeitig unter gewissen Aspekten besonders umweltfreundlich sind.
Viele Hersteller haben das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren für sich entdeckt: sei es als echter Unternehmensansatz oder leider nur, weil man unter dem grünen „Deckmäntelchen“ seine Produkte besser an den Mann bringt. Zum Glück ist diese Haltung in der Outdoor-Szene noch nicht sehr weit verbreitet. Aber wie kann man als Konsument feststellen, wie nachhaltig und umweltfreundlich das gerade in Händen gehaltene Spitzen-Bike-Oberteil eigentlich ist?

strengster standard für umweltschutz - bluesign

Strengster Standard für Umweltschutz – Bluesign

Nun, man könnte sich vor dem Einkauf die Mühe machen und die diversen Labels online auf Umweltaspekte und Produktionsdetails hin durchforsten.Vorreiter wie Vaude, Patagonia oder TheNorthFace veröffentlichen online ihre Nachhaltigkeitsberichte.
Produkte werden in den Katalogen mit erkennbaren Labels markiert. Doch welches steht wofür?

Allgemeingültige Standards für ökologisch verantwortungsvoll hergestellte Produkte gibt es in der Textilbranche kaum. Und das verwundert nicht: Laut einer groß angelegten Befragung aus dem Jahr 2008 von BBE Retail im Auftrag der Öko-Tex-Gemeinschaft, kaufen Verbraucher ihre Bekleidung anhand folgender Kriterien: An erster Stelle steht die Produktqualität, knapp gefolgt von Preis und Hautverträglichkeit.

Mit großem Abstand folgt das Argument umweltfreundlicher Herstellung. Dabei verfolgen die meisten Marken eine Doppelstrategie. Einerseits produzieren sie Produkte mit so langer Produktlebenszeit, dass nur Reparaturen oder die Pflege der Produkte mit umweltverträglichen Wasch- und Imprägniermitteln berücksichtigt werden müssen.
Das Gros der ökologischen Verantwortung (Wäsche, Trocknung, Lebenszeit usw.) liegt damit beim Verbraucher. Andererseits setzen Outdoor-Hersteller – wie Vaude als erster europäischer Hersteller (2001) – auf die Kooperation mit der Schweizer bluesign AG als strengstem Umweltstandard. Neben diesem gibt es auch noch zwei weitere (sportrelevante) Standards, die sich in der Bekleidungsbranche etabliert haben: Öko-Tex 100 und GOTS

Weniger ist oft mehr

Bei aller Anstrengung zu ökologischer Verantwortung im Konsum regt sich immer auch Kritik. Die betrifft beispielsweise Pflanzungen von Wald als CO2-Ausgleich bei gleichzeitiger unökologischer
Produktionsweise oder ganz andere Praktiken des „Grünmachens“ von nicht grünen Unternehmen.
In diesem Sinne: Ökologisch und sozial verträglich produzierte Produkte zu kaufen ist eine Sache, aber seinen persönlichen Konsum entsprechend einzuschränken, eine mindestens genauso wichtige Maßnahme zur Erhaltung der Umwelt!

BLUESIGN STANDARD

Im Jahr 2000 eingeführt. Strengster textiler Standard für Umwelt-, Verbraucher- und Arbeitsschutz. Setzt bereits an den Zulieferströmen an. So müssen alle an der Produktionskette Beteiligten zusammenarbeiten, um Materialeinsatz,
Energie, Wasser, Abwasser, Abluft, Lärm, Abfälle sowie den Umgang mit gefährlichen Stoffen zu optimieren. Die Idee lautet: Wer nur „saubere“ Zutaten in sein Produkt steckt, erhält am Ende auch ein sauberes Ergebnis. Man unterscheidet:

bluesign approved fabrics: Produkte, deren textile Fläche zu mindestens 90 Prozent bluesign-zertifiziert sein muss, insbesondere Innen- und Außenmaterial und alle Drucke. Die übrigen zehn Prozent dürfen keinen direkten
Hautkontakt haben und müssen die Kriterien und Grenzwerte einer bluesign Restricted Substance List einhalten.

bluesign product: Mindestens 95 Prozent der textilen Fläche des Produkts muss bluesign-zertifiziert sein, insbesondere Innen- und Außenmaterial und alle Drucke. Darüber hinaus müssen mindestens 30 Prozent aller weiteren Komponenten bluesign-zertifiziert sein (Reißverschlüsse, Knöpfe, Stickereien etc.). Alle übrigen Produkt-Bestandteile dürfen keinen direkten Hautkontakt haben und müssen die Kriterien und Grenzwerte der bluesign Restricted Substance List einhalten.

ÖKO-TEX 100 STANDARD
Der große Unterschied zu bluesign besteht im Ansatz:
Bei der Öko-Tex-100-Prüfung wird seit 1992 jedes einzelne Produkt auf für den Menschen schädliche Inhaltsstoffe untersucht. Dazu werden die Textilien in vier Prüfklassen eingeteilt – je nachdem wie intensiv der Hautkontakt ist. Im Fokus der Prüfung stehen die Hauptaufnahmemöglichkeiten kritischer Substanzen: über Haut, Atemwege und Mund. Nach erfolgreichem Test erhalten die Textilien mit erfolgter Konformitätserklärung für ein Jahr das Prüfzertifikat.

GLOBAL ORGANIC TEXTILE STANDARD
Sein Ziel ist es, anhand bestimmter Anforderungen den ökologischen Status von Textilien zu gewährleisten. Das beginnt bei der Herstellung der Rohfasern, zieht sich über umweltverträgliche und sozial verantwortliche Herstellung und endet mit der Kennzeichnung der Endprodukte.

Man unterscheidet: Label grade 1 – „organic“ oder „organic – in conversion“ – besteht zu mindestens 95 Prozent aus Fasern aus Bio-Anbau bzw. Anbau in Umstellung auf Bio-Anbau. Maximal fünf Prozent der Fasern dürfen aus konventionellem Anbau stammen oder synthetisch sein. Label grade 2 – „made with X% organic“ or „made with X% organic in conversion“ – besteht zu mindestens 70 Prozent aus zertifizierten Fasern aus Bio-Anbau bzw. Anbau in Umstellung auf Bio-Anbau. Maximal 30 Prozent Fasern stammen aus konventionellem Anbau oder sind synthetisch – die allerdings maximal zu zehn Prozent

(Ausnahmen: Bei Socken, Leggings und „Sportswear“ darf ein Anteil von bis zu 25 Prozent synthetischer Fasern erreicht werden.)

Outdoorbekleidung der Zukunft – ist PFC-frei möglich?

Autor

Nachhaltige Fahrradbekleidung – Spagat zwischen Öko und Funktion Zuletzt aktualisiert: 03.11.2023 von

Last modified: 3. November 2023

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert